Gut für den Kreis-Lauf: Regattabahn 50

Als ich am Sommeranfang nach ein wenig Verletzungehampel meine restliche Trainingszeit bis zum Mauerweglauf geplant habe, fiel mein Blick auf den 13. Juli. Mein Laufkalender bedeutete mir, dass an diesem Tag der Regattabahn 50 stattfinden würde, ein neunründiger 50-Kilometer-Lauf um die Regattabahn in Duisburg. Das Teilnehmerfeld dieses Laufs war in den letzten Jahren recht beschaulich gewesen, die Organisation übernimmt der örtliche Laufclub. Es gibt feste Toiletten und Duschen, einen Parkplatz und zwei VP’e auf der nicht ganz sechs Kilometer langen und nahezu flachen Strecke. Warum also nicht dort starten und einen weiteren Longrun in netter Gesellschaft hinter mich bringen?

Ich hatte den Lauf schon in den Vorjahren auf dem Schirm gehabt, doch war mir immer etwas dazwischen gekommen. In diesem Jahr aber war im wahrsten Sinne des Wortes die Bahn frei. So stand ich am Samstagmorgen um viertel nach sieben in der Schlange vor dem Meldezelt, wo Henning vom LC Duisburg uns mit unseren Startnummern versorgte. Ich shuffelte noch ein wenig in der mir größtenteils unbekannten Läufermenge, quatschte mit Andreas und Falko, die ich schon länger kannte, bis endlich das Läuferbriefing begann. Nach dem Briefing erspähte und begrüßte ich noch Jens Harder, der heute als Helfer angereist war.

Die Strecke des Reagattabahn-Ultra

Der Start

Regattabahn 50 Ultra 2019 Duisburg Catfun Foto

Nach dem Briefing bewegte sich die Masse gemächlich am Vereinsgebäude und dem VP vorbei, einige hundert Meter in den Wald und hinter die Startlinie. Dieser Versatz war notwendig, um die 50-Kilometer-Distanz zu vervollständigen. So standen gut hundert Leute im Wald und warteten auf das Startsignal. Andreas und ich unterhielten uns über unsere Pläne, wir kündigten beide an, es etwas gemächlicher angehen lassen zu wollen. Dann wurde der Start angekündigt und wir Läufer auf die Reise geschickt – und Andreas rannte los, als wollte er Falko überholen, der schon 100 Kilometer in siebeneinhalb Stunden gelaufen ist. Ich lief gemächlicher los und traf an der Abbiegung hinter dem VP Jens wieder, der mit einem Fahrrad zu seinem Einsatzort nahe dem Nordwestende der Regattabahn unterwegs war. So begleitete er mich bis dahin und wir unterhielten uns über den Kölnpfad und meinen Rennplan für die Regattabahn. In Ermangelung von langen Läufen, die mir die Sehnenreizung vor dem Kölnpfad verhagelt hatte, wusste ich nicht genau, was ich überhaupt würde leisten können. Ich wollte lieber langsam machen und hatte mir überlegt, dass ich wohl kaum eine Pace anschlagen können würde, die schneller als 5:15-5:30 wäre. Weiter kamen wir gar nicht, denn wir hatten das Tribünengebäude am Nordende erreicht, wo Jens seinen Posten bezog und mich auf die Reise schickte.

Regattabahn 50 Ultra 2019 Duisburg Catfun Foto

Ich lief am Tribünengebäude vorbei, querte die Regattabahn an der Stirnseite und überquerte den kleinen Hügel, bevor es auf die fast zwei Kilometer lange, geschotterte Gegengerade ging, an der mein Kopf während der ersten zwei Runden ganz gut zu knacken hatte. Vor mir in der Ferne kam das charakteristische, grüne Laufshirt von Andreas in Sicht. Das triggerte mich schon ein wenig und ließ mich das Tempo unmerklich anziehen. Ich lief meine Kilometer fast alle unter fünf Minuten, viele davon um 4:50 und holte langsam auf. Ein Teil von mir saß wimmernd in der Ecke und war überzeugt, dass das irgendwann noch ganz gewaltig nach hinten losgehen würde. Ich musste daran denken, wie ich am Ende des Herbstwaldlaufes eine sehr eingehende Besichtigungstour im Black-Rainbow-Land unternommen hatte. Das wollte ich ganz bestimmt nicht, aber Tempo rausnehmen wollte ich eigentlich auch nicht. So blieb es beim Unentschieden im Kopf und beim Status Quo in Sachen Tempo.

Der Mann in grün

In Runde vier schließlich hatte ich mich auf der langen Gegengerade an Andreas herangekämpft. Ab hier liefen wir recht genau bis Kilometer 30 in Runde sieben zusammen und unterhielten uns. Andreas eröffnete mir, dass er auf Platz sechs liege. Vor uns liefen zwei weitere Läufer aus unserer Runde, während wir bereits die ersten langsameren Ultras überrundeten. Wir bezeichneten sie schlicht nach Shirtfarbe als “den Blauen” und “den Weißen”. An letzteren war ich in der vorherigen Runde bereits heran gelaufen, weil er in den Büschen gewesen war. Er war gerade wieder auf den Weg getreten und lief vor mir wieder an. Einige Momente später wurde er wieder etwas langsamer, was mich zunächst wunderte, bis ich bemerkte, dass er während des Laufens pinkelte! Dazu fiel selbst mir nichts mehr ein.

Regattabahn 50 Ultra 2019 Duisburg Catfun Foto


Der Weiße hatte gerade den Blauen überholt, war also nach unserem Kenntnisstand auf Platz vier. Wir hatten schon eine Weile geglaubt, eine Schwäche im Laufstil des Blauen sehen zu können und waren zuversichtlich, dass wir ihn noch überholen können würden. So liefen Andreas und ich weiter im 4:50er-Bereich und holten allmählich auf. Bei Kilometer 30, wir bogen gerade um die Ecke an der nördlichen Stirnseite der Bahn, schickte mich Andreas schließlich allein auf die Reise. Ihm wurde es zu schnell. Ich fühlte mich auch nicht mehr taufrisch, lief aber nach wie vor recht kontinuierliche – wenn auch etwas langsamere – Splits. Im letzten Drittel der langen Gegengeraden schließlich sackte ich den Blauen ein. Nach der Wende sah ich vor mir auch den Weißen, der nun schon seit einer Weile deutlich langsamer erschien. Auf der langen Geraden vor dem VP zog ich schließlich an ihm vorbei und noch einmal einige hundert Meter später, kurz vor der Abbiegung auf die Gerade zur Tribüne, weil ich am VP meine Flasche hatte füllen lassen und er direkt durchgelaufen war. Ich absolvierte diese nunmehr siebte Runde mit gutem Tempo, überrundete zahlreiche Läufer, trank nochmal etwas Cola am VP und lief mit halbvoller Flasche wieder los.

Platzverlust kurz vor der letzten Runde

Regattabahn 50 Ultra 2019 Duisburg Catfun Foto

Hinter mir schien niemand mehr und ich fühlte mich nun schon sehr angegriffen. Die vorletzte Runde, wie meist auch hier die schlimmste, war angebrochen und ich merkte, dass mein Tempo ein wenig nachließ. Ich quälte mich den kleinen Hügel auf der Gegengeraden hinauf, litt an dem Weg hinunter auf den Schotterweg und bemühte mich um saubere Technik. Hinter mir hörte ich nach einiger Zeit Schritte auf dem Schotter. Das zog mich runter. Ich zog das Tempo wieder an, doch war mir klar, dass ich diese Pace nicht mehr bis ins Ziel halten können würde. In der Hoffnung , hier vielleicht vom zweitplatzierten überrundet zu werden, fragte ich den Läufer, in welcher Runde er sei. Till, so sein Name, sagte, es sei seine achte Runde. Wiir unterhielten uns eine ganze Weile und liefen für fast zwei Kilometer gemeinsam. Doch ich konnte das Tempo nicht halten und ließ ihn ziehen. Ich wähnte mich nun auf Platz fünf. Das ging schon in Ordnung, wengleich es immer eine Enttäuschung ist, so kurz vor dem Ziel einen Platz abgeben zu müssen. Mit leicht gedämpfter Stimmung lief ich in den VP ein und trank meinen Becher mit Cola aus.

Regattabahn 50 Ultra 2019 Duisburg Catfun Foto

Meine Flasche wollte ich aus Zeitgründen nicht mehr füllen lassen. Stattdessen legte ich sie auf den Eigenverpflegungs-Tisch und lief ohne weiter, während ich mein Headset in Betrieb nahm. Vor mir lief Till, nicht weit weg, aber kaum erreichbar. Den Hügel überwand ich jetzt mit weniger Mühe und ich konnte durch die “es -ist-die-letzte-Runde-Energie” ein wenig schneller laufen, doch ich schaffte es nicht, mich näher heranzuarbeiten. Nach der Südwende begann ich, das Tempo anzuziehen. Ich kämpfte mich über die Rundbrücke in den Wald, wo ich stöhnend in den Endspurt verfiel. Etwa eine halbe Minute vor mir sah ich Till, den ich endgültig nicht mehr kriegen würde. Noch ein paar langsamere Läufer überrundend, überbrückte ich das letzte Stück des Weges zwischen dem Ziel und mir im Endspurt und war froh, alss ich die Ziellinie überschritt. Jetzt war erstmal Zeit für reichlich Getränke und ein bisschen Fachsimpelei mit Till und den anderen Finishern, die nach uns ins Ziel kamen. Für ein paar Minuten war mir blümerant. Till hatte sich erkundigt und verkündete, dass wir uns um einen Platz vertan hatten: er lag auf Platz drei, somit gehörte der vierte Rang mir. Ich nahm das erfreut zur Kenntnis und watschelte nach einiger Zeit zum Auto, um meine Tasche zu holen und den zweibesten Teil eines Ultralaufs zu begehen: die anschließende Dusche!

Fazit – jut, jut!

Danke an Jens Harder für das Foto 🙂

Der Regattabahn 50-Ultralauf ist eine wirklich liebevoll und gelungen organisierte Veranstaltung. Das Feld ist nicht allzu überlaufen, so dass auch ein eher “Back of the Mid of the Front of the Pack”-Läufer wie ich mal auf die vorderen Plätze kommt. Der Preis von 20 Euro ist total in Ordnung für einen “kleinen Fünfziger”, selbst ohne automatisierte Zeitnahme. Auf die würde ich gern verzichten, wenn es dafür so günstig und intim bleibt.

Mit meiner Leistung bin ich äußerst zufrieden. Mit dieser Grundlagenausdauer hatte ich angesichts der wenigen langen Läufe in letzter Zeit noch nicht gerechnet, dementsprechend bin ich weit über meinen Erwartungen unterwegs gewesen. Der Lauf hat Spaß gemacht, aber auch das Quäntchen Leid bedeutet, das wir Ultraläufer als Motivation für das Training brauchen. Dennoch bin ich nicht so wie im Bottroper Herbstwald letzten November als sinkendes Schiff in den Hafen eingelaufen, sondern das Leid hielt sich in engen Grenzen. In Sachen Wasserstandsmeldung, um mal in diesem Bildfeld zu bleiben, war der Lauf also ebenfalls eine gute Sache, denn ich habe eine weitere Ultradistanz unter meinem Berlin-Gürtel und weiß, dass ich etwas fitter bin, als ich dachte. Die kommenden zwei bis drei Wochen wollen also noch gut genutzt sein.

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