Kölntrail (Marathon-Distanz)

Leute, Leute, Leute, Leute! Wer Oliver Witzkes Laufveranstaltungen kennt, weiß, dass es sich dabei keineswegs um Kindergeburtstage handelt – auf seinen Strecken im Bergischen nimmt er gern jede Steigung mit und wird so manches Mal von “seinen” Läufern verflucht – und neben einigen anderen Faktoren dürfte genau das der Grund sein, warum Olis Läufe so beliebt sind. Im Rahmen meines Tortour-Trainings suchte ich noch einen Lauf am 17. März, um in Kombination mit dem Tortour-Trainingslauf von Dahlhausen zum Rheinorange am folgenden Tag einen Doppeldecker laufen zu können. Netterweise bot sich hier der neu ins Leben gerufene Kölntrail an, der eine Ultrastrecke über 80km und eine Marathonstrecke zur Auswahl stellt.

Die Wettervorhersage sagte einen verheerenden Kälterückfall für das Wochenende voraus; ich weinte innerlich leise vor mich hin, als ich am Donnerstag bei 15 Grad meinen letzten Lauf vor dem Doppeldecker absolvierte.

So fuhr ich dann also durch einen eisigen Morgen nach Solingen und war heilfroh, dass die Umkleidekabine der als Treffpunkt mit den Langstreckenläufern auserkorenen Sportanlage offen war, denn das Thermometer bewegte sich unter dem Gefrierpunkt und auf dem Gelände fegte der Wind alle Wärme schnellstens aus den Körpern. Schnell saß die Horde der Marathonis dicht an dicht in der Kabine, bis die etwas verspätete Ultragruppe endlich am VP eintraf. Bereits die paar Minuten, die wir hier in der Kälte warteten, bis alle das Buffet geplündert hatten, waren arg. Meine Hände waren in den Laufhandschuhen so kalt geworden, dass es noch mindestens eine halbe Stunde dauerte, bis sie wieder einigermaßen aufgewärmt und schmerzfrei waren. Nun liefen wir gemeinsam hinauf zum Schloß Burg, sammelten uns dort wieder und bewegten uns über Berg und Tal weg von der Wupper, bis wir das Eifgenbachtal erreichten. Es war ulkig, wie die uns entgegenkommenden Spaziergänger dreinschauten, wenn wir sie fragten, wie weit es noch bis zum Kölner Dom sei…

Im Eifgenbachtal bildete sich eine achtköpfige Gruppe, die sich vom restlichen Feld loseisen konnte – wir wollten einfach ein bisschen schneller laufen – so fetzten wir durch den Wald über die nun sehr flach werdende Strecke, besuchten am Altenberger Dom gemeinschaftlich das öffentliche Wasserklosett, genossen am Restaurant Wißkirchen Waffeln und Brühe und fetzten weiter in Richtung Domstadt. Während es dunkelte, ließen wir Bergisch Gladbach links liegen und liefen nun deutlich urbaner und äußerst geradeaus nach Köln-Mülheim, wo wir den großen Fluss erreichten. Die Stärke unserer Gruppe war mittlerweile auf vier herabgesunken. Nachdem wir den Mülheimer Hafen hinter uns gelassen hatten, kam die Bahnhofskappelle – und damit unser Ziel – in Sicht. Und da blieb sie auch: in Sicht. Lange. Das, sagten wir uns, ist eben das Problem mit großen Landmarken: sie stechen früh ins Auge und verweilen dort lange, ohne wirklich bei einem anzukommen. Gefühlt wenigstens, denn irgendwann war ja doch die Mülheimer Brücke überquert, die Kirche umrundet und das Ziel erreicht.

Damit war der Lauf beendet, was schlechtes Timing war, denn das Feld war recht weit auseinander geraten, so dass unser Empfangskomitee noch nicht da war – eher schlecht für ein kleines Grüppchen durchgeschwitzter Leute in Laufsachen. Nach einer Weile kamen wenigstens unsere Taschen an und wir konnten uns weitere Kleidungsschichten anlegen. Auf der Suche nach dem Aggrippabad, das uns zum Duschen etc. zur Verfügung stehen sollte, fiel mir fast die Hand ab – die nächste Überraschung war dann, dass man uns aus dem Aggrippabad gleich wieder hinauswarf. Wir früh angekommenen konnten uns wenigstens noch schnell umziehen, fanden uns anschließend aber recht schnell wieder in der Kälte wieder. Zum Glück kam der Bus, kurze Zeit später, so dass wir nicht lange frieren mussten.

Abgesehen von den kleinen organisatorischen Problemen, die wegen der Kälte natürlich besonders unangenehm waren, war der Lauf wirklich toll! Ich finde die Kombination aus anspruchsvollen Trails im Bergischen mit einem Zieleinlauf in die Metropole sehr reizvoll und habe mir die 80 Kilometer für das nächste Jahr fest vorgenommen. Neben einer tollen, abwechslungsreichen Strecke und netten Mitstreitern gab es – witzketypisch – an den VP so ziemlich alles, was man sich wünschen konnte.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal – dann aber gerne mit frühlingshafterem Wetter!

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