Ultimate Direction Groove Stereo

Hach, Trinkflaschen, diese Oasen der Hydratation inmitten einer feindlichen Welt voller Ausdauer-Flüssigkeitsverlust; Oasen und der gemarterten Seele des seit Stunden immergleiche Bewegungsabläufe wiederholenden Ultraläufers Balsam! Wie man einen Schluck leicht pritzelndes, Süßes Zeugs doch zu schätzen lernt, wenn es eine der wenigen Ablenkungen oder Erfrischungen neben dem Wind auf einer Brücke ist! Ja, Trinkflaschen, portioniertes Glück auf dem Weg durch einen harten Trainingslauf – ungerecht nur, dass das Serienmodell Mensch keine eigene Aufbewahrungsmöglichkeit für diese Quellen der Erfrischung von Körper und Geist aufweist, obwohl es doch, wie es heißt, geboren sei, um zu laufen.

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Trinkblasen, Rucksäcke und der Trend zum Handheld

Seitdem ich also Strecken laufe, die ich meinem Körper nicht mehr ohne Treibstoffzufuhr zumuten will, bin ich auf Produkte aus der Läufer-Zurüstteile-Industrie angewiesen. Der allseits beliebte, bereits günstig zu erstehende Rucksack mit Trinkblase ist in Ordnung, doch sieht man nicht, was noch im Tank ist und auch das Nachfüllen des letzteren ist alles andere als einfach. Zudem ist so ein mehrlagiges “Kleidungsstück” am Oberkörper im Sommer nicht besonders angenehm, besonders, wenn man eigentlich nur ein paar Quadratzentimeter der Rucksackoberfläche effektiv nutzt.

Hose und Flasche

Nach einiger Zeit mit einem Kalenji-Rucksack, der so einige Mängel hatte, aber sozusagen ein günstiges Pilotobjekt war, um meine Bedürfnisse herausfinden und ein teureres Fabrikat bereits nach präzisen Vorstellungen anschaffen zu können, nutzte ich meinen Salomon-Rucksack zusammen mit den UD-Kickervalve-Flaschen. Die Salomon-Softflasks waren so gar nicht nach meinem Geschmack. Wenigstens hatte ich durch diese Lösung schon mal das Trinkblasen-Problem gelöst. Durch den Einfluss der amerikanischen Laufszene griff ich recht bald für meine wöchentlichen 30er auf zwei Handhelds zurück, die ich mir aus Kalenji-Flaschenhaltern und den Kickervalves gebastelt hatte. Damit war ich schon recht zufrieden, da ich wenigstens bei stabilen Wetterbedingungen genug Flüssigkeit und in meinen Trailshorts ausreichend Essen und Ausrüstung mitnehmen konnte. Leer störten die Hardbottles allerdings schon ein wenig! Ein Laufgurt könnte die Lösung sein, doch die verfügbaren Lösungen für meine Flaschen erschienen mir wenig reizvoll. Nachdem ich durch die Anschaffung der UD Body Bottles entdeckt hatte, dass Softflasks nicht an sich schlecht sind, sondern nur die von Salomon, machte ich erste Versuche mit dem UD Groove AMP; damit zu laufen, war sogar noch angenehmer. Nach dem Erscheinen des Nathan Vaporkrar WaistPak war das Layout für die 30er-Strecke gefunden, denn die Softflasks waren wesentlich kompakter und angenehmer am Körper zu tragen und konnten ausgeleert einfach ausgetauscht, zusammengefaltet und kompakt verstaut werden. Dadurch hatte ich einen Liter Kapazität und dennoch eine Hand frei.

One more Step (/Flask): Groove Stereo

Rückseite: Flaschen, Tasche und Gummizüge

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Grundsätzlich zufrieden mit meiner Lösung, suchte ich nun nach einer Variante für die noch etwas längeren Strecken oder heiße Tage, an denen ich auch auf der 30er-Distanz eine dritte Flasche brauche. Aufgrund der Kompatibilität zu den Body Bottles fiel meine Wahl recht schnell auf das Groove Stereo von Ultimate Direction: die Flaschen sind notwendigerweise aufrecht untergebracht, was natürlich die bedeckte Oberfläche im Vergleich zum Waistpak deutlich erhöht, allerdings auch zusätzlichen Stauraum entstehen lässt. In die Tasche zwischen den leicht nach außen geneigten Flaschen passt sogar eine dritte Flasche, aber auch meine Petzl Nao+ (die auch noch etwas Raum übrig lässt) oder eine Kalenji-Windjacke. Die 80€-Regenjacke von Kalenji ist allerdings etwas zu voluminös. Außen auf der Tasche sind zwei Gummizüge angebracht, an denen man zusätzliche Fracht befestigen kann. Ich habe diese Züge bislang noch nicht in der Praxis getestet, aber ich finde nicht, dass sie besonders gut halten, sondern sich sogar recht schnell lösen. Wenig vertrauenerweckend.

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Vorderseite: Platz für Handy, Schlüssel und mehr

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Auf der Vorderseite des Gurts findet sich ein weiteres Taschensystem mit viel Stauraum, dass mir im Vergleich zu dem des Nathan-Gurts deutlich besser gefällt: das vorn aufgesetzte Taschensystem bietet drei Fächer. Das (vom Körper aus gesehen) erste, größte verfügt über einen Reißverschluss und einen Schlüsselring. Hier passen mein Galaxy A5 inkl. Hülle und mein Autoschlüssel problemlos nebeneinander herein. Das Smartphone kann ich auch während des Laufens leicht entnehmen, um z.B. in die Playlist einzugreifen oder den Weg zu suchen. Will man das Gerät wieder verstauen, ist das (besonders wenn die anderen Taschen gut gefüllt sind) nicht immer auf Anhieb möglich, aber auch nicht super-kompliziert. Auf diesem Hauptfach befinden sich zwei weitere Taschen, die nicht verschließbar sind: in die größere passt problemlos meine von oben nach unten halb gefaltete Tüte Gummibärchen, die kleine fasst ziemlich genau eine Clif Bar.

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Das UD Groove Stereo bietet viel und gut zugänglichen Stauraum, was allerdings auch seinen Preis hat: die Taschen tragen so sehr auf, dass man den Gurt im Winter über der Kleidung tragen sollte. Besonders die vorderen Taschen stehen, wenn gut gefüllt, ordentlich über. Das sieht vermutlich nicht 100% elegant aus, allerdings macht dieser Umstand alle Gegenstände sehr leicht erreichbar. Das System besteht im Endeffekt aus zwei Teilen: der hintere Teil mit den Flaschenhaltern ist mit Ösen versehen, durch die die Klettbänder des Vorderteils, der den eigentlichen Gurt darstellt, geführt und nach vorne geschlossen werden. Die vordere Tascheneinheit ist zu diesem Zweck lediglich am oberen Rand vernäht und zusätzlich unten mit einem Klettverschluss versehen. Dadurch kann man die Klettbänder des Gurts darunter hindurchführen, sofern diese so weit reichen (hängt von der Größe ab). Der Gedanke an diesem modularen Konzept: es gibt das System auch in einer Mono-Variante mit einer quer verstauten Flasche, die man auch nur als Einzelteil kaufen kann; dadurch ist das System variabel und ohne doppelte Teile austauschbar.

Tragekomfort

Wenn ich jemanden mit wackelndem Trinkgurt oder Rucksack sehe, kriege ich stellvertretend einen Anfall. Beim Laufen darf möglichst nichts merklich wippen, sondern soll fest am Körper sitzen. Durch die breiten Klettbänder und die Passform gelingt es nach meiner Erfahrung recht schnell, den Gurt auf der richtigen Höhe zu positionieren und die richtige Einstellung zu finden. Mir passiert es auf dem ersten Kilometer eines Laufs oft, dass die Flaschen etwas am Hintern wippen, aber das liegt daran, dass ich den Gurt meist recht weit nach unten auf die Hüfte schiebe. Bei mir dauert es oft höchstens ein paar Minuten, bis der Gurt sich von selbst an die richtige Position “gerappelt” hat. Danach muss ich nicht mehr groß darüber nachdenken, ganz so, wie es sein soll. Ich habe den Gurt bislang auf 30, 42 und 50km getestet und ihn auch über lange Distanzen sehr gut tragen können. Das entnehmen der Flaschen funktioniert problemlos. Ich selbst trage die aktuelle Flasche stets in der Hand, weswegen ich noch nicht wirklich unter realen Bedingungen ausprobiert habe, wie gut man aus einer der Flaschen trinken und sie anschließend wieder in ihrem Köcher unterbringen kann. Anders als beim Nathan-Waistpak, bei dem dies viel zu fummelig ist, dürfte dies beim Groove Stereo aber recht gut funktionieren. Die Flasche kann oben mit einem Gummizug im Köcher fixiert werden und dürfte nicht wabbeln oder andere unangenehme Effekte auslösen – so ist jedenfalls meine Erfahrung mit dem baugleichen Köcher an meiner UD Peter Bakwin Adventure Vest 3.0. Die Gurte sind recht großzügig dimensioniert. Mir wurde versehentlich die XS-S-Version geliefert, die ich aber dennoch gut verschließen kann, weswegen ich sie behalten habe. Noch abzuwarten bleibt eine Klärung der Frage, wie komfortabel sich das Laufen in Hitze gestaltet, immerhin umschließt der Gurt besonders hinten relativ viel Fläche im Hüft-/Gesäßbereich, das könnte unangenehm feucht werden; andererseits ist der Oberkörper komplett frei von einem ja Laufrucksack, der ja meist sehr ungünstig für die Wärmeabfuhr ist. Hier zwingt mich mein Budget, abzuwarten, bis das hiesige Klima entsprechende Testbedingungen hergibt…

Fazit: Geht gut, Kollega!

Insgesamt bin ich bislang recht zufrieden mit dem Groove Stereo; das System bietet eine Menge Stauraum für zwei Softflasks, einen größeren Ausrüstungsgegenstand und reichlich Futter. Auch der Autoschlüssel und das Smartphone lassen sich sicher, aber gut zugänglich verstauen. Besonders der letzte Aspekt bietet mir deutlichen Mehrwert gegenüber dem Nathan Vaporkrar, denn hier ist es gerade bei schnellen Läufen ein wenig umständlich, während des Laufens an den Riegel oder die Gummibärchen zu kommen, ohne aus der Pace oder dem Rhythmus zu kommen. Allerdings ist der Groove-Stereo-Gurt wesentlich voluminöser und trägt deutlich mehr auf: das Waistpak passt entspannt unter meine Jacke, während ich den Groove Stereo drüber tragen muss. Dadurch werden die Jackentaschen so gut wie nutzlos, jedenfalls, wenn man den Inhalt zwischendurch entnehmen möchte. Zudem denke ich, dass ich bei meinen 30ern im Sommer das wesentlich kompaktere und nahezu “hitzeneutrale” Vaporkrar-Waistpak weiterhin bevorzugen würde. Dennoch werde ich vermutlich auch die Groove-Mono-Rückseite bestellen und mit dem Nathan-Produkt vergleichen. Nicht so gefallen haben mir die Zurrgurte auf der Rückseite, die ich für nicht sonderlich vertrauenswürdig halte.

Der Groove Stereo ist in meinen Augen ein gelungener Laufgurt für Läufe mit höherem Flüssigkeits- und Ausrüstungsbedarf, bei dem aber ein Laufrucksack zu viel wäre. Ich finde den Gurt recht komfortabel zu tragen und musste auch nach einigen Stunden ununterbrochenen Tragens und Laufens nichts nachjustieren. Wenngleich er in Sachen Minimalismus nicht mit dem Vaporkrar mithalten kann, gleicht der gebotene Mehrwert diesen Umstand absolut aus.

Deutlich besser finde ich beim UD-Produkt die Verarbeitung, die beim Vaporkrar nicht nur mir negativ aufgefallen ist – besonders die Klettverschlüsse hat Nathan nicht sonderlich gut angenäht. Dahingegen bietet der Groove Stereo die gewohnt gute Verarbeitung der aktuellen UD-Produktreihe.

Wer also einen Laufgurt für die UD-Softflasks oder kompatible Flaschen sucht, der sich zwischen Rucksack und Flipbelt o.ä. positioniert, findet hier ein gutes Produkt. Preislich bewegt sich das System im Rahmen seiner Konkurrenzprodukte. Ich empfehle allerdings jedem, der eine Anschaffung in Erwägung zieht, auch die “Gesamteinbindung” in das eigene Taschen- und Zubehörsystem mit einzubeziehen: wer schon mehrere Salomon-Softflasks besitzt und damit gut klarkommt (was ich nicht nachvollziehen kann 😉 ), sollte überlegen, ob nicht eher ein Salomon-Produkt sinnvoll wäre.

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