Salomon Speedcross 3 GTX

Wenn man als Trailläufer eine Mittelgebirgs-Flanke bewohnt, nennt man das wohl Glückssache. Wenn dann neben steinigen Forstwegen auch eine Menge Trails mit teilweise knöcheltiefen Schlammlöchern Teil dieses Laufreviers sind, ist klar: besonders für die kalten und nassen Monate des Jahres muss etwas grobstolliges an die Füße.

Im letzten Jahr hatte ich mir, als ich Läufe durch den Modder und über Wurzelwerk noch als Nebenplaisir in mein Bewegungsrepertoire einstreute, die Salomon XA Pro 3D angeschafft; und zwar, weil sie nicht allzu aggressiv waren (ein paar Meter Asphalt sind immer irgendwo dabei), gleichzeitig ziemlich günstig und auch wassergeschützt. Als ich jedoch in diesem Herbst/Winter den Entschluss fasste, mich auf Trails und laaaaange Strecken zu konzentrieren, wurde mir recht schnell klar, dass der XA im Schlamm in Sachen Grip lange nicht der Weisheit letzter Schluss war und zudem auf Läufen über einer Stunde ständig Blasen von Größe des Saarlands auf meinen kleinen Zehen zurückließ; so musste Ersatz her, der mir auch auf aufgeweichtem Waldboden mehr Halt bot. Nach einigem Suchen unter den Schuhen der eher aggressiven Sorte entschied ich mich schließlich für die GTX-Version des recht verbreiteten Speedcross 3 von Salomon. Der Schuh ist weit verbreitet und es gibt bereits zahlreiche Erfahrungsberichte.

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Den Speedcross gibt es mittlerweile in zahlreichen Varianten, die sich in der Beschaffenheit der Sohlen (Pro, Vario, Snowcross, Speedcross 3), oder der Außenmaterialien (Standard, GTX mit wasserdichter Membran, CS mit wärmender Funktion im Schnee) unterscheiden. Meine GTX-Variante macht den Speedcross natürlich nicht zum Tauchschuh, jedoch sind flache Bachläufe und auch längere Modderabschnitte problemlos trockenen Fußes zu durchqueren. Ich habe auch bereits eine dicke Schlammschicht in einem Bach vom Spann gewaschen, ohne nasse Füße zu bekommen, hier hält das Attribut “GTX” also, was es verspricht. Die wirkliche Schwachstelle in Schlamm und Wasser ist der für einen Laufschuh natürlich notwendige, tiefe Knöchelausschnitt, der im Schlamm hin und wieder für “Besuch” sorgt – leider ohne Gamaschen nicht zu vermeiden.

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Die Zehen sind durch weit auf die Oberseite der Zehenbox hochgezogene Kappen gut geschützt – sämtliche Oberflächen machen einen recht stabilen und robusten Eindruck. Die Sohle ist bis auf die Fußspitze verlegt worden; zwei Stollen sorgen dort auch bei steilen Anstiegen für Halt in weichem Untergrund.

Der Schuh wirkt anfangs relativ eng, was wohl an der Salomon-eigenen Sensifit-Technologie liegt, die den Mittelfuß sehr gut, aber nicht zu fest umschließt; die Schnürung besorgt bei Salomon traditionell ein Quicklacing-System – der Vorteil: nach dem Festzurren kann der Kevlar-Schnürsenkel gemeinsam mit dem Stopper in eine Tasche in der Zunge des Schuhs verstaut werden. Da der Schnürsenkel sehr dünn ist, stört selbst hartgetrockneter Dreck kaum, wenn es das nächste Mal auf die Strecke geht; der Mechanismus des Stoppers bleibt sauber und geschützt, da er in der Tasche verstaut wird. Der Nachteil: das System ist nicht wirklich “quick”, denn es dauert eine Weile, bis man den Schuh fest genug geschnürt und alles in der Tasche verstaut hat. Zudem muss man beim Verstauen aufpassen, den Stopper nicht wieder leicht zu lösen wodurch der Speedcross nicht mehr stramm genug am Fuß sitzt. Aufgrund der recht steilen Stellung der Zunge scheint es auch während des Laufens dazu zu kommen, denn ich habe bei Läufen ab etwa 20km öfter mindestens ein Mal anhalten und nachspannen müssen (was mir beim XA Pro nicht passiert ist).

Auf der Strecke macht der Speedcross schließlich einen guten Eindruck: ich habe mich auf die krassesten Matschabschnitte gestürzt, die ich finden konnte, bin durch wurzelübersähte Waldabschnitte und über geröllige Waldwege und felsige Abschnitte gestolpert. Auch ein wenig Scharlatanerie über Asphalt musste ich den Schuhen zumuten, sicher ein für die Langlebigkeit der Sohle giftiger Untergrund. Selbst nach mehreren Stunden Traillaufens in trockenem und nassem Gelände rubbelte und rieb es mir nicht an den Füßen, der Schuh sitzt gut und drückt nicht.

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Am wohlsten fühlt sich der Speedcross mit seinem aggressiven Profil natürlich auf weichem Untergrund: nasser und lockerer Waldboden, Schlammlöcher, geröllige Waldwege, trockener Fels und sogar Asphalt sind kein Problem für den Schuh. Im Schlamm wühlt er sich gnadenlos nach vorn, und auch auf abschüssigen Streckenabschnitten kommt man auf weichem Boden nicht ins Gleiten – solang man auf der Bewegungsachse nach vorn oder hinten bleibt: Schwierig wird es aber, wenn man z.B. in einem Hohlweg an den abschüssigen Rand ausweichen muss oder an einer aufgeweichten Bergflanke entlangläuft: am Rand der Sohle sind die V-förmigen Stollen sämtlich abgeschnitten, so das sie an stark seitlich abschüssigen, schlammigen Stellen kaum Seitenhalt bieten – nicht nur einmal ist mir der Fuß wie auf Schmierseife zur Seite weggeglitten; wenn man allerdings ein wenig gegensteuert, kann man diesen Konstruktionsmangel sehr gut kompensieren (erste Bilder des Nachfolgermodells zeigen, dass eine dem Speedcross Pro ähnliche, aber etwas gröbere Sohle entwickelt worden ist, die auch am Rand vollständige Stollen besitzt).

Probleme hat der Speedcross auch mit feuchtem Wurzelwerk, was aber bei allen grobstolligen Schuhen der Fall sein dürfte. Auf Wurzeln und anderen Unebenheiten ist er mir auch mal nach vorne außen ausgebrochen, die Gefahr umzuknicken erscheint mir dadurch zwar etwas größer, als beim recht breiten XA Pro 3D, insgesamt aber beherrschbar, wenn man sich darauf einstellt. In Bezug auf Grip hatte ich besonders nach Wechseln von matschigem Gelände auf Straßenabschnitte bergauf und bergab deutliche Probleme, weil die Füße regelrecht weggerutscht sind. Das gibt sich nach 200 Metern langsam wieder, aber grundsätzlich ist Laufen auf hartem Untergrund ziemlich anstrengend. Mehr als 1-2km am Stück würde ich nicht empfehlen. Feuchter Asphalt und Fels gehören definitiv zu den Schwächen des Schuhs, was schlicht an der Beschaffenheit der Sohle liegen dürfte.

Im Vergleich zum XA Pro 3D, der mit seinen 410 Gramm zu den merkbar schweren Schuhen gehört, ist der Speedcross mit 340 Gramm deutlich leichter, gehört aber immer noch zu den schwereren Schuhen. Dennoch läuft sich der Schuh sehr dynamisch, schnellere Abschnitte machen Spaß und sind (mit den o.g. Einschränkungen) gut zu kontrollieren.

Verschleiß nach 180km: deutliche Spuren

Nach 186 Kilometern auf sehr abwechslungsreichen Trails mit Schlammlöchern, aufgeweichtem wie hartem, teils mit Wurzeln durchzogenem oder steinigem Waldboden, gerölligen Forstwegen, Wiesen, Straßenanteilen und Läufen bis zu 35km und 1100hm zeigt die Unterseite der Speedcross3 deutliche Abnutzungsspuren. Das rauhe Finish der Stollen ist bereits größtenteils verschwunden und an einigen Sellen ist deutlicher Abrieb zu erkennen. Aber in Puncto Reichweite können Trailschuhe wie der Speedcross sicher nicht mit Straßenschuhen mithalten.

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Fazit: nicht perfekt, aber auf “Softground” ziemlich gut

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Unterm Strich bin  ich mit der Leistung des Speedcross 3 zufrieden. Mir war klar, dass der Schuh feuchten Fels- und Asphaltboden oder Wurzelwerk eher doof finden würde, jedoch ist der Großteil des Untergrunds in meinen Gefilden genau das, was er braucht, um glücklich zu sein: Waldboden, teilweise steinige Singletrails und ein hoher Schlammanteil mit Abschnitten, die nach Regenfällen noch tage- und wochenlang wahre Schlammlöcher sind. Auf Steigungen und Gefällen dieser Art bietet der Schuh sicheren Halt in die Bewegungsrichtung, beim Seitenhalt ist allerdings noch etwas nachzubessern. Bergab ist trotz der recht hohen Sprengung von zehn Millimetern ein hohes Tempo bei guter Kontrolle möglich, selbst auf schlammigen oder technisch anspruchsvollen Bergabstrecken bin ich bislang nicht ins Straucheln gekommen.

Wer einen Schuh für’s Grobe sucht und seine Strecken gerne auch mal nach der Verteilung der Schlammlöcher plant, für den ist der Speedcross 3 sicher eine gute Wahl. Als Allroundschuh für eher felsiges oder grundsätzlich festes Gelände wie Schotterpisten o.ä. ist er allerdings nicht so geeignet.

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