Lessons learned: flieg’ nicht zu nahe an der Sonne der Trainingsbelastung. Das Bestzeitwochenende von KW 18 hat Spaß gemacht, aber auch eine Hypothek für die Folgewoche bedeutet – was ich leider nicht ausreichend beachtet habe – mit Folgen, die bis in die KW 20 hineinwirken. Eine Fuck-Up-Story.
Montag
Nach dem erfolgreichen 30er am Sonntag ist vollkommen klar, dass ich am Montag höchstens zum Kühlschrank oder ins Bad laufe. Pause und regenerieren.
Dienstag
Ich bringe einen Mietwagen zurück zur Station in der Bochumer Innenstadt. Von dort ist es nicht weit auf den Springorum, also verbinde ich diesen Botendienst mit einer Runde knapp unter 12 Kilometern, die mich gegen die gewohnte Richtung über die Trasse führt. Ich merke früh, dass der Sonntag noch sehr deutlich in den Beinen steckt, und dass die Abschnitte, die ich in die andere Richtung für völlig flach gehalten hatte, eigentlich doch leicht abschüssig sind. Heute gehen sie sogar sehr steil bergauf. Die 4:35, die ich am Ende laufe, wäre unter normalen Umständen nur leicht fix, heute ist sie mit Anstrengung verbunden. Schön aber, die Rampe durch die Tunnel in Richtung Weitmarer Schlosspark mal bergab zu laufen, den Waldgeruch und die Abendstimmung bei diesem Traumwetter genießen zu können, wo ich sonst nach fünf Kilometern Trassensteigung auf Tempo halb benommen den sanften Anstieg hochschnaufe.
Mittwoch
Ich habe am Abend noch lange Zeit für ein Läufchen und das Wetter ist top, genau wie die Motivation. Also ab auf die Strecke. Spätestens auf dem Springorum sticht es mich wieder und ich renne wie besengt den Berg hinauf. Ein wenig spüre ich den Sonntag noch in den Knochen und ich versuche mich ein wenig zu bremsen. Am Ende besorgen es mir meine Hass-Hügel wieder richtig und ich bin froh, zu Hause angekommen zu sein. Die 4:26er Pace zeigt, dass ich gar nicht mal so langsam war. Die kurze Runde am Folgetag nehme ich mir als langsamen Lauf vor…
Donnerstag
Meine übliche Runde um den Block will ich absichtlich langsam gestalten. Erfahrungsgemäß gelingt mir das erst in der zweiten Hälfte der Strecke so recht. Ich merke auch den Vortag sehr deutlich in den Beinen. Ich bin zwar recht zufrieden, eine 4:52 hinbekommen zu haben, aber mühelos locker wäre an diesem Tag etwas anderes gewesen.
Freitag
Ein Tag Pause steht fest, das signalisieren die Beine sehr deutlich. Da für den Folgetag 30km geplant sind, ist das umso sinnvoller.
Samstag
Der Klassiker: ich bleibe viel zu lange auf, bin am nächsten Tag hundemüde und fühle mich ziemlich schlapp. Die Motivation ist nicht die beste. Dennoch gehe ich an den Start. Oft verfliegt alles nach ein paar Kilometern, das kenne ich schon zur Genüge. Dann gibt es aber auch diese Tage, an denen man Müdigkeit und Erschöpfung nicht davonlaufen kann. Bereits auf den ersten Kilometern fühlt sich ein Tempo im 4:40er-Bereich ziemlich mühsam an. Nach fünf Kilometern quäle ich mich bereits leicht durch das warme Wetter. Ich beschließe, zur Vorsicht schon mal die lange Runde über das Haus Kemnade einzuschlagen, um am Ende wenigstens 17-18 Kilometer auf die Uhr zu bekommen. Oben auf der Kemnader Straße entscheide ich mich endgültig für diese Option. Für die avisierten 80 Wochenkilometer bleibt mir ja noch der Sonntag.
So umrunde ich weiter den See und quäle mich mehr und mehr. Den Hügel hoch auf die Brücke an der Seestraße komme ich noch gerade so laufend hoch. Ich bin froh, mich gegen eine weitere Distanz entschieden zu haben, denn heute ist tatsächlich die Flasche leer.
Nach dem Lauf bin ich hundemüde und absolut ausgepowert – nach 17 Kilometern bei 4:45er Pace wohlgemerkt, für mich ein eher gemächliches Tempo.
Sonntag
Ich merke nach dem Aufstehen sehr schnell, dass weder meine Regeneration der Beine noch die meines Energiehaushaltes es ratsam erscheinen lassen, die Standard-20er-Runde zu laufen, um die 80 voll zu bekommen. Seit dem letzten Wochenende habe ich eine Menge Spaß gehabt, meinen Körper aber auch einer wirklich harten Belastung ausgesetzt. Dementsprechend fällt es mir heute leicht, mich gegen das Laufen zu entscheiden.
Fazit
Ich kann für die Zusammenfassung KW 20 schon spoilern: am Montag hat mir mein Körper so richtig in den Arsch getreten und ich habe mich wirklich übel gefühlt, was ich zum Glück mit gutem Essen und einer ordentlichen Runde Schlaf habe ausbügeln können. Dennoch aber zeigt diese Woche, dass ich meine Regenerationswochen und -zeiten momentan ernster nehmen sollte. Die Kilometersteigerung der Wochen zuvor waren sicher ein guter Weg, aber ein Wochenende mit Bestzeiten über 20 und 30 Kilometer mit nur einem Tag Pause dazwischen stellen einen wohl nicht so wirklich gut für eine darauf folgende Belastungswoche auf. Ich versuche noch zu sehr, ausgefallene Kilometer vom Wochenanfang zu kompensieren, was zusätzlichen körperlichen Stress bedeutet, den ich noch nicht wieder verarbeiten kann. Zu meinen Schichtdienst-Zeiten konnte ich die hohen Kilometerleistungen deswegen so gut wegstecken, weil man in langen Diensten eine Menge Ruhezeiten mit wenig Aktivität hat – im jetzigen Homeoffice-Stress mit deutlich erhöhter Schlagzahl ist die Belastung eine ganz andere. Wichtig ist, aus solchen Episoden zu lernen und zwar weiterhin an die Grenze zu gehen, sie aber auch nicht zu weit zu überschreiten. Gerade in diesem Jahr haben wir ja alle gar keinen Termindruck. 😉