Wie die Zeit vergeht! Besonders, wenn man wenig davon hat! Im Januar durch eine fiese Erkältung für viereinhalb Wochen out-of-order, dann nach dem Tortour-Trainingslauf mit Problemen im Knöchel geschlagen, die mich bis heute bei Trailläufen befallen, bleiben mir nunmehr noch grob vier Wochen, um mich auf meinen zweiten Lauf über eine Ultradistanz vorzubereiten.
Respekt
Dabei habe ich weniger Sorge um die Distanz an sich, denn ich habe mich bisher noch immer ins Ziel geschleppt und würde das zur Not auch noch auf allen Vieren tun; die große Herausforderung ist, dass all meine Anstrengungen nicht auf meinen, sondern auf den Erfolg “meines” Läufers Frank Schacht ausgerichtet sein müssen. Es gibt nichts peinlicheres, als jemandem die Ohren vollzuheulen, der bereits mehr als das Doppelte der Distanz hinter sich hat, die man insgesamt an diesem Tag zurücklegen wird – und nichts kontraproduktiveres. Ich mache mir keine Illusionen, dass ich als Ultra-Rookie dem erfahrenen und mir läuferisch weit überlegenen Frank irgendwie fachlich etwas zu sagen hätte – aber wenn man auf einer so langen Distanz wie den 230 Kilometern der Tortour de Ruhr nach etwa 24 Stunden (nahezu) ununterbrochenen Laufens an einen Punkt kommt, an dem man einfach nur noch aufhören möchte (und man kommt an diesen Punkt), dann kann das Verhalten und Einfühlungsvermögen seines Begleiters das Zünglein an der Waage sein, das darüber entscheidet, ob der Läufer dieses Tief überwindet oder sich davon überwältigen lässt.
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Ich habe in den letzten Wochen Einiges über das Pacen gelesen oder gehört, dass sich mit meiner Einschätzung deckt. Hervorheben möchte ich besonders das Interview mit Gary Robbins, Salomon-Ultrarunner und diesjähriger Teilnehmer am berüchtigten Barkley-Marathon, im – ohnehin zu empfehlenden – Ultrarunning Podcast sowie den dreiteiligen und äußerst kurzweiligen Artikel auf Elevationtrail.com.
Mit all dem im Hinterkopf bin ich sicher, dass es durchaus vorteilhaft ist, die Paceraufgabe mit einer persönlichen Herausforderung zu verbinden, denn ich muss sagen: ich könnte nicht mehr Vorfreude, nicht mehr Leidenschaft, aber auch Respekt für dieses Ereignis verspüren; und ich weiß: wenn ich für etwas derartig entbrannt bin, bin ich am besten!
Trainingsschwerpunkte: Nacht und Strecke
Körperlich bin ich, da bin ich sehr sicher, durchaus in der Lage, die 60km zu laufen, ohne zu sterben, so lange mein Fuß mich nicht im Stich lässt. Daher werde ich mich auf ein wenig Grundlagenausdauer und vor allem lange Läufe konzentrieren, um meinen Fuß bei einer entsprechenden Belastung zu testen. Die letzte Woche war zwar mit 55km noch lange keine wirkliche Belastungswoche, aber mit einem Doppeldecker und der auf drei Läufe innerhalb von vier Tagen verteilen Gesamtwochendistanz kann ich sagen, dass ich auf einem guten Weg bin. Da ich mindestens eine Woche Tapering einlegen möchte, werde ich in dieser Woche mit zwei Langstreckenläufen weitermachen. Für den Fall der Fälle blieben so noch zwei Wochen zur Erholung. Morgen beginne ich bei sonnigem Wetter mit 30, am Samstag beende ich die Laufwoche mit weiteren 40km und einigen Tagen Pause. Abhängig vom Ergebnis dieser Läufe werde ich evtl. in der folgenden Woche noch einen langen Lauf bis 30km einlegen; das Augenmerk der letzten vollen Trainingswoche werde ich allerdings auf die Umweltbedingungen legen: da mein Abschnitt etwa gegen drei oder vier Uhr morgens beginnt (glücklicherweise am VP140, etwa 1,5km von meiner Haustür entfernt), will ich auch mindestens ein Mal in die Morgendämmerung hineinlaufen. Wahrscheinlich ist wenigstens die Anhäufung langer Läufe so kurz vor dem eigentlichen Ereignis zumindest als unorthodox zu bezeichnen, aber ich bin mir recht sicher, dass mein größter Trainingsbedarf im Kopf sitzt: in der Unsicherheit angesichts der Herausforderung.
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Die Anschaffung meiner Hoka Stinson 3 ATR hat sich m.E. definitiv gelohnt, denn ich bilde mir ein, dass die Beschwerden im Fuß dadurch bei Läufen im flachen Gelände nicht auftreten; ich hoffe, das bleibt so.